Tour de Fair radelte durch Berlin

Dieses Jahr startete die Tour de Fair zum 21. Mal vom 28.7. bis 4.8.24 ihre jährliche Radtour. Die Mitradelnden waren durchweg Akteure im Fairen Handel und kamen aus verschiedenen Regionen Deutschlands. Die einwöchige Tour findet jedes Jahr in einer anderen Region statt um das Augenmerk auf den Fairen Handel zu werfen, auf dessen Notwendigkeit aufmerksam zu machen und sich mit Mitarbeiter*innen der verschiedenen Weltläden und Aktionsgruppen auszutauschen Das erste Mal in der Geschichte der Tour war die Hauptstadt Berlin das Ziel. Genächtigt wurde eine ganze Woche auf dem Prenzlauer Berg, im Hostel „Pfefferbett“. Von dort aus wurden die täglichen Besuche von Weltläden und anderen Akteuren des Fairen Handels mit dem Fahrrad im Großstadtverkehr gemeistert.

Insgesamt wurden 8 der 10 Weltläden, verstreut im gesamten Berlin, besucht und mit den, zumeist weiblichen, Akteuren Erfahrungen ausgetauscht. Fragen nach der Ladengröße, dem Umsatz, der Anzahl der Mitarbeitenden, den Öffnungszeiten sowie die Zugehörigkeit im Weltladen Dachverband gehörten genauso dazu wie die Fragen nach Bildungs- und/oder politischer Kampagnenarbeit. Diese sind nach dem Verständnis des Fairen Handels das A und O um Konsumenten für einen faireren und sozialeren Umgang mit Produzenten in aller Welt zu sensibilisieren. Leider ist es dieses Jahr nicht gelungen Vertreter der Stadt Berlin bzw. den Bezirksgremien oder Menschen von der Presse zu gewinnen, damit eine breitere Öffentlichkeit vom Fairen Handel erfährt.

Einer Redaktionssitzung bei der taz-die tageszeitung konnte die Gruppe beiwohnen. Bei einer anschließenden Gesprächsrunde mit der stellvertretenden Chefredakteurin wurde die Frage aufgeworfen: „Wie kann der Faire Handel in der Öffentlichkeit mehr Aufmerksamkeit erregen?“ Leider führte die Diskussion zu keinem befriedigenden Ergebnis. Liegt es an der Großstadt Berlin? Immer was los! Viele Aktivitäten von vielen verschiedenen Interessengruppen? Wem räumt man Medienpräsenz ein?

Es gab aber doch eine Person im öffentlichen Auftrag, die bereit war uns Fragen zu beantworten. Trotz Sommerpause nahm sich Frau Dr. Bärbel Kofler, Parlamentarische Staatssekretärin des BMZ, Zeit über das Thema Kürzungen im Staatshaushalt für entwicklungspolitische Zusammenarbeit zu sprechen und den kursierenden Fake News zum Thema Radwegebau in Peru Stellung zu nehmen.

Weitere Akteure, wie: Faire Beschaffungsstelle des Landes Berlin, Aktionsbündnis Fairer Handel, Forum Fairer Handel, Treffen mit der Fair Handelsberaterin von Berlin-Brandenburg sowie INKOTA standen ebenfalls auf dem dick gepackten Wochenplan und ließen Zeit und Raum für Austausch und Gespräche.

Eine geführte Radtour durch Berlin zum Thema Nachhaltigkeit, vor allem im städtebaulichen Kontext, eröffnete allen eine etwas andere Sichtweise auf die Metropole Berlins.

Zwei weitere Akteure zum Thema fair und sozial konnte die Gruppe ebenfalls besuchen:  Supermarché, ein Kaufhaus nur mit fair produzierter Kleidung. Hier gilt die Devise, keine Fast Fashion, nachhaltig und langlebig sowie zu möglichst vielen Gelegenheiten zu tragen. Der zweite Besuch galt dem Supercoop. Ein Supermarkt in Gesellschafterhand. Er hat sich auf die Fahne geschrieben fair produzierte Lebensmittel, möglichst auch bio, sowie Alltagsartikel zu beschaffen und für Alle zu erschwinglichen Preisen zu verkaufen. Bei Obst und Gemüse gilt auch die Devise, keine Gurke ist zu krumm und kein Apfel muss makellos sein.

Der Abschluss bildete eine Führung durch das afrikanische Viertel in Berlin-Wedding. Die Gruppe erfuhr viele, zum Teil unbekannte, Details zur Geschichte der Kolonialzeit Deutschlands in Afrika. Justice Mvemba und das Bündnis Decolonize Berlin haben sich zum Ziel gesetzt über die, noch immer in den Köpfen verankerten Gedanken Bewusstsein und Veränderungen zu schaffen.

Somit endete eine reichhaltige, informative, ereignisreiche und gemeinschaftliche Woche in Berlin mit der Aussicht auf eine nächste Tour 2025 unter dem Motto: "Vom Albtrauf ins Neckertal".

Bericht von Gudrun Leibold